WER SEID IHR oder ich ahne eine Geschichte
Eine alte, aber giftig leuchtende Frage lautet: Woher kommen Unterdrückung und Leid? Und mag die Frage mit Feuer beleuchtet auf Pergament bereits ein Problem gewesen sein, so flackert sie auch heute bei Neonlicht noch immer übers Papier.
Dieses Heft ist der Meinung, sie lässt sich für einmal – ohne nur uns selbst anzusehen – beantworten. Wir sollen mal die aktuellen elterlichen, beruflichen, partnerschaftlichen, persönlichen Versäumnisse beiseiteschieben. Wir sollen sie in Beziehung setzen zu etwas bereits Zur-Seite-Geschobenem.
Mit Beiträgen von:
Eva-Maria Dütsch, Rosa Weiss, Elisabeth Hostettler, Irmeli Kivijärvi, Dorothea Zingg, Lis Rytz, Rita Weibel, Marlise Baur, Renata Huonker-Jenny, Susanne Thomann, Pia Berla, Susanne M. Neeracher-Frei, Adelheid Ohlig
Wir lassen Resonanzen, Assoziationen, Erinnerungen aufsteigen – inneres und äusseres Erleben wird in Worte gefasst. Jede findet einen anderen, ihren eigenen Weg, einen Weg zum Ankommen – in Vergangenheit oder Zukunft – oder die traurige Gewissheit, dass Heimkommen noch nicht oder nicht mehr möglich ist. Manchmal geht die Suche weiter, hält inne, bleibt Suche. Die Gedanken kreisen um ein Zuhause, weiten sich aus zur Frage nach Heimat.
Aus dem Editorial von Eva-Maria Dütsch
"Die Frage nach der Frau ist nicht unabhängig von der Frage nach dem Menschen. Sie ist nicht einmal wirklich nur mit Geschlechtern verbunden. Sie führt an einen brennenden, ewig hellen Ort namens: Verantwortung.
Das ist der Brand. ..."
Weiter und vieles mehr von:
Eva-Maria Dütsch, Irmeli Kivijärvi, Susanne Thomann, Rita Weibel, Elisabeth Hostettler, Adelheid Ohlig, Susanne M. Neeracher-Frei, Rosa Weiss, Pia Berla
Linien – Sie machen sich in vielfältiger Form bemerkbar, manchmal ganz deutlich als dicker Balken, manchmal fast unsichtbar, leicht zu übergehen. Um die letzteren geht es in diesem Heft.
Inhalt:
Nora Dubach: Horizonte; Renata Huonker-Jenny: Fette Vorhaben; Rosemarie Breinlinger: Hauchdünn die Linie; Elisabeth Hostettler: wer weiss wahr; Madeleine Weishaupt: Gewitter; Corinne Othenin-Girard: Amanuensis; Irène Fasel: Silberstreifen/Spurlos; Regine Schaaf: Vogel, flieg; Gabriela Graf: Allein in Zeiten von Corona; Adelheid Ohlig: Mäandern; Mara Meier: Schnee bei St. Ursanne; Christa Prameshuber: Eine hauchdünne Linie; Joanna Lisiak: stoff und stein; Gabriele Meseth: windhäute; Diana Mathioudakis: Nacht im Tal; Ursula Schweizer: Der Koloss; Pia Berla: kreuz und quer; Dorothea Zingg: Aber das Lächeln?; Rita Roedel: Letzte Sonnenblume
Stadtleben. Leben in der Stadt. Schreiben über die Stadt. Schreiben über das Leben. Das gefiel uns, darin konnten wir uns lesen.
Dieser Begriff sagt so vieles und nichts weniger als das. Er atmet Leichtigkeit, klingt nach dem Puls in unseren Adern, schmeckt nach Freiheit und Musik. Wir gingen im «Stadtleben» auf Reisen.
Inhalt:
Regine Schaaf: Das Herz der Steine, Paris eben, Wie dort der Baum
Veronika Bucher: Der Auftritt, Haikus
Claudia Schwarzenbach: Mehr Glühwein, Haikus
Ursula Schweizer: Landflucht, Von Winkeln und Archäologinnen, Haikus
Sarah Stutte: George, Sturzflut, Haikus
Alessandra Willi: Frau Schudels Gitarre
Freischwebend die Worte im Raum, einige drängen hin zur Tür, möchten nach draussen in den herbstlichen Morgen, zu den Wolken hin, die freischwebend eine Ahnung bringen von Transformation, vom Wandel der Wetter und der Welt. Die Texte sind geprägt durch die Monate von Lockdown und Lockerungen, in denen auf einmal viel Gewohntes wegfiel, in denen wir uns freischwebend in der Zeit wiederfanden, nicht wissend, was als Nächstes kommt, befremdet, befreit, verängstigt, verärgert, vertieft, seltsam frei durch die Tage lebend.
Inhalt: Seifenblasen, il lago, Die Schwelle, Abgehoben, Unter Bäumen, Der Gitarrist, Sommer am Alten Rhein, Schatten, Wolken, Der Trick, Eingeboren - Ausgewählt, in kinderhänden, Mauersegler, Jeder Tag, Wer ich bin, Lottas Rauschen, Freischwebend, Der Engel, Wir werden alle sterben, Das Mädchen, das sich Leichtigkeit wünschte
Ausgerechnet die 13. Nummer von femSCRIPT ist die Jubiläumsausgabe, gemeinsam gestaltet von 35 schreibenden Frauen. Ein Powerpaket weiblicher Zusammenarbeit. Wir haben fem, wir haben SCRIPT und wir haben faim: Hunger auf mehr, Hunger auf Wörter, auf Vielfalt, auf Unerschöpflichkeit. Aus dem Magen dringt ein Knurren, ein CRI – wer schreit da? Ein geschlagener Hund, ein Neugeborenes, die zurückgewiesene Fee, oder hat sich eine an den Dornen gestochen?
Inhalt: Fragmente eines Festmahls, Wolken aus Glas, essen essen nicht essen, dahin dahin, Kreis des Lebens
Und man setzt sich – Anfang, Mitte, Schluss – und so. Ihr kennt das. Da muss der Teil hin, & da der. Man denkt dann an etwas anderes: Das grüne Licht über der Aare, die dünne Schicht Nacht vor dem Fenster, die kühle Fülle des Linoleumbodens. Begrüssung, Thema, lest uns. Natürlich.
Inhalt: Brot, Luft, Wasser, Winter; Portrait elementar; Spurenelemente; Ymir; Leergut; Schimmerflimmern; Die Nuss; Projekt Tergis 7; Lotta lügt; Nicht elementare Gedankensplitter zu Elementen.
Die Texte drücken alle auf die eine oder andere Art die Wertschätzung aus, die wir für unsere stillen Erdmitbewohner empfinden. Dabei handeln sie natürlich nicht nur von den Bäumen, sondern auch von uns. So unterschiedlich wie wir selbst sind, ist auch unser Verhältnis zu den Bäumen, unser Zugang zu ihnen.
Inhalt: Mein Baum; Baum und Mensch; Mängisch; Lunge der Erde; Oh Tannenkind; Koreatannen; Da steht ein Lindenbaum; Bäume, ihr redet; D Hasumuus Joggeli; Wurzeln; Mord- und Kahlschlag; Der Paradiesbaum; D'Tanne wo kei Tanne meh het wöue si; Das Geheimnis der Pinien; Der Friedensbaum.
Tage in Blau, das lässt alle möglichen Assoziationen zu. Die Texte führen kreuz und quer durch blaue Tage, die so dem Alltag enthoben
sind, und jede anders erlebt. Inhalt: Lyrik, Liebe Erde, Blaue Hefte, Warten auf ein Bad, Ein Blauwal trägt keine Schuhe, Die blaue Schildkröte, Au bout du sentier, Blue Notes, Die Nacht, Sprachlos, Horizont.
Glasbruch, Beinbruch, Steinbruch, Ausbruch, Abbruch, Aufbruch, Umbruch, Bruchstelle, Bruchtal … tausend Wege, sich dem Thema Bruch zu nähern. Sieben mögliche Näherungen finden Sie in dieser femSCRIPT-Nummer. Die Texte sind das Produkt eines Experiments des Schreibtischs Bern.
Der Raum zwischen Bewusstsein und greifbarer Wirklichkeit jedoch ist schreibend auslotbar. Im Spielraum der Bewusstseinsströme, seiner Möglichkeiten und damit auch der in ihm möglichen Unmöglichkeiten, gelingt es, die Ränder der Wirklichkeit auszudehnen. Lässt das so erwartungsvoll ersehnte Gegenüber, den Leser, mitatmen, mitkommen in ein anderes, vielleicht neues Land des Sehens, Hörens, Handelns und Wissens.
Es entstand ein Sog, fast schon ein Wettstreit, surreale Könnerinnen gaben Tipps, wir entdeckten, dass es sie gibt, diese Träume, die sich selber gestalten und unvermutet vom Dunkeln ins Helle gleiten. Es schlummert Schräges in uns und sucht nach Worten. Es hing ein Klavier im Baum, ein junger Mann mutierte zum Rückwärtsläufer und die Zeit kippte aus der Männerherrschafft ins Jahr 2091 des Weiberfrauschens.
Kurz- und Kürzestgeschichten entführen uns mit den Protagonisten zurück zu Erlebtem, eine Science Fiction Geschichte lässt uns in eine ungeahnte Anderswelt springen, lyrische Texte verführen uns zum Verweilen, ein Spoken Word Experiment erinnert uns an einen typisch schweizerischen Zeitsprung.
Und das Schreiben einer Geschichte ist wie das Entrümpeln eines Dachstocks oder der Abbruch und Neubau eines Hauses. Veränderung liegt Allem zu Grunde, ohne Wandel steht das Leben still. Ein Zwiegespräch - die Tücken eines Rauchmelders - ein Zwerg im Melchtal - die ächzende Pfanne - entlang der Aare - Nachbarschaft - kranke Hühner - Oppenheims Nachtwächter und Gedanken zum Chindlifresser.
Aus der eigenen, oft unbewussten Formgestalt auszubrechen ist einfach: Nimm ein fremdes Gefäss und spiele. Gib deine Inhalte hinein und staune, was sich verändert. Zum Beispiel ein Drabble, ein Text aus exakt hundert Wörtern. Und wer glaubt, es sei simpel, einen Inhalt in genau 100 Wörter zu fassen: Probiert’s aus!
Der Schreibtisches St. Gallen hat in dieser Ausgabe verschiedene Texte von femscript-Autorinnen gesammelt. Er nimmt uns mit in die Märchenwelt, befördern uns über den Bahnhof in die Physik, geleitet uns in die Vergangenheit und rührt an unseren Emotionen. "Wir haben die Texte gekürzt, geformt, arrangiert und zu einem prächtigen Strauss zusammengebunden. Den Titel des Werks überlassen wir Ihnen."
Eine Kurzgeschichte, Lyrik, etwas zum Handwerk, eine Buchbesprechung und die Vorschau auf die LesBar 2014 mit zwölf femscript-Autorinnen: das ist der Inhalt der zweiten Nummer femSCRIPT. "Der Mut, öffentlich zu werden, eine Geschichte, ein Gedicht oder Buch vorzustellen, lohnt sich. Es steckt viel Arbeit hinter jedem noch so kurzen, einfachen Text, Herzblut, das du in jedes Wort, jeden Satz legst. Deshalb ist es wichtig, an deine Arbeit zu glauben, sie nicht aufzugeben und so ans Ziel zu gelangen."
Nach unserem Bulletin und nach zwei Jahren Mitarbeit bei FRAUENleben entstand auf die Solothurner Literaturtage 2014 unsere Erstausgabe femSCRIPT. Mit einer Kurzgeschichte, Lyrik, Drabbles, Buchbesprechungen, etwas zum Handwerk und einem Schlusspunkt. "Es ist kleiner, nur A5, aber es kann wachsen, im Umfang und im geistigen Format."